Wirkung von Achtsamkeit

Wer Achtsamkeit praktiziert erwirbt sich mehr innere Ruhe und Gelassenheit und hat eine klarere Sicht der Dinge. Achtsamkeit bewirkt Offenheit und Präsenz für die Gegenwart, was unter anderem auch die Effektivität steigert.

Ein erhöhtes Bewusstsein für körperliche und geistige Vorgänge bietet große Chancen zur Verhaltensregulation und Verhaltensänderung.
Im Buddhismus geht man sogar davon aus, dass die völlige Befreiung von Leid durch Achtsamkeit und die Einsicht in Bewusstseinsvorgänge möglich ist.

Warum ist dies so? Im Alltagsbewusstsein sind wir voll mit unseren Gedanken und Emotionen identifiziert, in der Regel ohne es zu merken. Wir SIND ein Gefühl oder ein Gedanke. Wir sehen die Welt durch diese Gedanken und Gefühle und denken das die Welt so ist.

Unsere Gefühle und Gedanken werden dabei durch unsere Wahrnehmungen geprägt, welche häufig nicht objektiv sind.
Buddha hat einmal gesagt, dass 90 Prozent unserer Wahrnehmungen nicht richtig sind. So sehen wir zum Beispiel einen Sonnenuntergang und denken dass es gerade passiert obwohl es schon einige Minuten her ist. Oder wir sagen: Der Wind bläst aber kräftig“. Der Wind bläst aber nicht. Es sind viele Bedingungen zusammengekommen, die einen Luftstrom erzeugt haben. Oder wir denken: „Ich sehe einen Baum“. Genauer wäre es vielleicht zu sagen: Wenn die Augen auf eine Form treffen entsteht Augenbewusstsein und mein Gehirn interpretiert und ergänzt dieses Bild.

In unserm Alltag haben wir laufend Wahrnehmungen, die zum Beispiel durch unseren Fokus geprägt sind. Unser Fokus wiederum wird oft durch frühere Erfahrungen bestimmt, die Repräsentanzen in unserem Gehirn und somatische Marker in unserm Körper ausgeprägt haben.
Wie nehmen die Welt auf bestimmte Weise wahr und reagieren auf bestimmte Weise darauf. Häufig nach bereits festgelegten Mustern. Im Alltag nehmen wir uns oft nicht die Zeit unsere Wahrnehmungen zu hinterfragen.

Im Buddhismus nennten man diese automatischen Abläufe „Gewohnheitsenergien“, in der Neurowissenschaft werden sie bildlich als „Autobahnen im Gehirn“ bezeichnet.

Im Buddhismus geht man davon aus, dass in jeder Menschen ein Speicherbewusstsein hat, in dem Samen für alle menschlichen Verhaltensweisen ruhen. Wird ein Samen durch die Umgebung oder durch uns selbst gewässert, steigt er auf und manifestiert sich in unserem Bewusstsein als mentale Formation. Wir sind zum Beispiel ärgerlich und haben die entsprechenden Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen. Je öfter der Samen des Ärgers in uns aufsteigt um so stärker wird er. Er wird zur Gewohnheitsenergie und manifestiert sich leicht und häufig. Leben wir in einer Umgebung die häufig Samen von Ärger wässert sollten wir deshalb vielleicht die Umgebung wechseln, damit der Samen wieder „einschlafen“ kann. Die Buddhisten raten auch dazu möglichst häufig positive Samen zu wässern, denn wenn sich diese manifestieren, können negative schlechter aufsteigen. Eine sehr geeignete Methode dazu ist das sogenannte „Blumen wässern“. Man sagt anderen Menschen positive Dinge und spricht sie in Ihren Stärkenan, so dass sich Ihre positiven Samen öfter manifestieren

Wenn man Achtsamkeit praktiziert wird einem auch bewusst, welchen Fokus die eigene Aufmerksamkeit gerade hat und welche Vorgänge im Inneren ablaufen.
Wir konstruieren unsere Welt zu großen Teilen durch die Richtung unsere Aufmerksamkeit und die Art unserer Wahrnehmung. Wenn wir lernen unserer Geistesvorgänge achtsam wahrzunehmen kann es zu verschiedenen Veränderungen kommen:

Durch das Ettikettieren erfolgt eine Desidentifikation durch Trennung zwischen Bewusstsein und Bewusstseinsinhalten.
Wir können mehr Distanz zu unseren Gefühlen und Gedanken erleben und werden nicht von ihnen bestimmt. Dies kann insbesondere bei leidvollen Gefühlen eine große Erleichterung bedeuten.

Durch die Erkenntnis der Bewusstseinsvorgänge begreifen wir mehr und mehr, dass unsere Gedanken und Gefühle relativ sind.

Wir begreifen, wie leidvoll die Identifikation mit bestimmten Gefühlen und Gedanken sein kann und wie viel Übung es braucht um sich aus diesen zu lösen. Dies erhöht unser Mitgefühl mit uns selbst und auch für andere, die ebenfalls in teilweise sehr leidvollen Gewohnheitsenergien gefangen sind.

Durch die Verankerung im gegenwärtigen Moment wird oft Freude möglich: Wenn wir nur im jetzigen Moment voll anwesend sind und kurz alle Gedanken an die Zukunft und Vergangenheit loslassen und unseren Körper und unseren Atem fühlen: Was hält uns davon ab glücklich zu sein?

Je stärker der wahrnehmende Teil in uns wird, der uns innerlich mit Akzeptanz und Wertschätzung begegnet, um so mehr Verhaltensspielraum haben wir, um so besser können wir mit uns selbst und anderen umgehen.

Wir werden uns bewusst dass sich alles ständig ändert und auch leidvolle Gefühle werden vergehen werden.

Wir können frühzeitig erkennen, wenn wir Gefahr laufen nach alten Mustern zu reagieren. Die frühzeitige Erkenntnis gibt uns die Möglichkeit, anders zu reagieren und neue Beziehungs- und Lebenswege einzuschlagen.