Achtsamkeit in der Schule
Hier gibt es mehr Informationen zur Weiterbildung Achtsame Lehrkraft für Interessierte, die einer Lehrtätigkeit nachgehen.
Achtsamkeit in der Schule wird in letzter Zeit immer häufiger diskutiert. Viele Lehrer leider unter Stress oder psychischen Belastungen und auch die Schüler sind häufig unruhig oder demotiviert. Auch beim diesem Thema kann man grundlegend unterscheiden ziwschen:
1. Die achtsame Haltung des Lehrers
2. Vermittlung von Achtsamkeitspraktiken im Unterricht
1. Die achtsame Haltung des Lehrers
Viele Lehrer wenden sich der Achtsamkeitspraxis zu, um mit den Anforderungen des Alltags in der Schule besser umgehen zu können. Im Vordergrund steht hier zunächst die Achtsamkeitspraxis als wirkungsvolles Mittel zur Stressreduktion. Ein besserer Umgang mit Stresssituationen kann beispielsweise in 8-wöchigen MBSR-Kursen vermittelt werden, die positive Wirkung wurde in vielen klinischen Studien erforscht. Aber auch hier ist eine kontinuierliche Achtsamkeitspraxis Voraussetzung um im Lehralltag achtsamer zu werden.
Anfängergeist
Achtsamkeit führt zu einem genauen Betrachten der Umgebung als würde man sie zum ersten Mal sehen. Diese Offenheit und Neugier wird auch als „Anfängergeist“ bezeichnet. Der Anfängergeist kann gerade im Unterricht sehr positiv wirken, weil Lehrer so den Unterrichtsobjekten sowie den Schülern mit mehr Offenheit und Begeisterung gegenüberstehen.
Offenes Denken
Wer Achtsamkeit praktiziert lernt auch, Erfahrungen zu machen ohne sie direkt in bestehende Konzepte einzuordnen und mit früheren Erfahrungen zu verknüpfen. Dies erlaubt einem eine größere Offenheit gegenüber Unterrichtssituationen und Schülern.
Wertschätzende und akzeptierende Grundhaltung
Die Achtsamkeitspraxis fördert eine nicht-urteilende und wertschätzende Grundhaltung gegenüber sich selbst und anderen. Inzwischen weiß man aus der Hirnforschung, dass Menschen in Lernumgebungen deutlich motivierter sind wenn sie eine positive Beziehung zum Lehrenden und zu den Lehrgegenständen haben.
Achtsame Sprache
Auch im Schulalltag ist die Sprache enorm wichtig. Wie sprechen Lehrer mit ihren Schülern? Ist die Sprache klar und konkret? Werden abschätzige Bemerkungen und Übertreibungen unterlassen? Wer Achtsamkeit praktiziert kann auch achtsam sprechen und auf das Klima einwirken.
Ruhe und Gelassenheit
Eine kontinuierliche Achtsamkeitspraxis führt zu einem bewussteren und präsenteren Leben. Wir sind uns unserer Gefühle und Gedanken öfter bewusst und können sie akzeptieren. Dies führt zu größerer Geistesklarheit, Ruhe und Gelassenheit die sich auch positiv im Beruf auswirkt.
Methoden für den achtsamen Pädagogen
Wer achtsam unterrichten möchte, kann sich, neben der kontinuierlichen Achtsamkeitspraxis, bestimmter Methoden bedienen, welche die Achtsamkeit vor oder während des Alltags in der Schule erhöhen.
Achtsames gehen vor dem Klassenzimmer: Bevor man das Klassenzimmer betritt, macht man einige Schritte bewusst und achtsam.
Wahrnehmungsübungen während des Unterrichts wenn die Schüler ruhig arbeiten:
Zum eigenen Atem zurückkehren, den Blick über die Schüler gleiten lassen und sie möglichst ohne Wertungen wahrnehmen: Kleidung, Gesichtsfarbe, Gesichtsausdruck, Bewegungen…
Kleine Wahrnehmungsübungen mit sich selbst:
1. Außenwelt: Was sehe ich? Was höre ich? Was taste ich?
2. Innenwelt: Was empfindet mein Körper? Was fühle ich? Was denke ich?
3. Etikettieren: Was ist angenehm? Was ist neutral? Was ist unangenehm?
2. Vermittlung von Achtsamkeitspraktiken im Unterricht
In der Schule und anderen Unterrichtssituationen können Elemente von Achtsamkeit vermittelt werden. Man weiß inzwischen, dass die Beobachtung von abschweifenden Gedanken in der Meditation und das Zurückkehren zum Atem die Konzentrationsfähigkeit von Schülern fördern. Kleine Atem- und Körperübungen fördern die Selbstwahrnehmung und Selbsteinfühlung und ermöglichen den Schülern sich selbst besser zu verstehen und bewusster zu interagieren.
Trotzdem ist es wichtig, dass die Übungen bei den Schülern gut eingeführt und der Sinn erklärt wird. Auch mit der Schulleitung und den Eltern sollte ggf. gesprochen werden da es sonst zu Irritationen kommen sein. Grundsätzlich gilt, dass die Übungen immer besser wirken, wenn sie regelmäßig angewandt werden und dass der Effekt durch einen anschließenden Austausch über die Erfahrung vertieft wird.
Einfach Körperübungen
„Wie sitze ich da?“
20 Sekunden Zeit für die Wahrnehmung der eigenen Körperhaltung
Danach können noch andere Körperteile erspürt werden:
„Wie fühlen sich meine Schultern an?“
„Wie fühlen sich meine Hände an?“
„Wie fühlen sich meine Füße an?“
„Wie fühlt sich der Kontakt zwischen mir und dem Stuhl an?“
Anschließend ein kurzes Feedback: Wie war die Übung? Was ist mir aufgefallen? Worüber war ich verwundert?
30 Sekunden Atemraum
Am Anfang der Stunde ist Zeit für einen Atemraum, in dem die Schüler sich aufrecht auf ihren Stuhl setzen und Ihre Atembewegung beobachten.
„Wie spürt sich mein Einatmen an? Ist mein Atem flach oder tief?
„Wie spürt sich mein Ausatmen an?
„Kann ich meinen Atem im Körper fühlen?“
Über die Erfahrung zu sprechen vertieft den Effekt.
Glocke
Klagschalen können ein gutes Instrument im Unterricht sein um Ruhe und Konzentration herzustellen. Wenn die Glocke geschlagen wird kommen alle zur Ruhe und lauschen dem Ton bis er ganz verhallt ist. Dabei kehren alle zu ihrem Körper und zu Ihrem Atem zurück. Je nachdem kann die Glocke auch zwei- oder dreimal geschlagen werden.
Positive Bilder
Diese Übung kann gut mit einer kurzen Atemübung eingeführt werden. Anschließend folgt eine kleine Phantasiereise; z.B.:
„Ich stelle mir einen Ort vor, an dem ich ganz sicher bin…“
„Wie sieht dieser Ort aus?“
„Bin ich alleine oder ist noch jemand dort mit mir?“
„Was mache ich an diesem Ort, wie fühle ich mich?“
Nachdem die Schüler langsam zurückgekehrt sind, kann man eine kleine Feedbackrunde machen.
Simulierte Vorstellungen von Prüfung
Auch diese Übung kann gut mit einer kurzen Atemübung eingeführt werden. Anschließend wird eine Prüfungssituation simuliert:
„Ich stelle mir vor ich sitze in der Prüfung xy. Die Prüfung wird gleich beginnen.“
„Welche Gedanken gehen mir durch den Kopf?“
„Wie fühlt sich mein Körper an?“
Diese Übung muss unbedingt im Nachhinein besprochen werden. Sie Schüler erhalten so die Möglichkeit negative und positive Gedankenketten und Gefühle in Bezug auf Prüfungen zu erkennen und damit umzugehen.
Gummibärchen essen
In der MBSR-Ausbildung wird den Teilnehmern oft eine Übung präsentiert, in der sie ganz langsam und achtsam eine Rosine essen und dabei den gesamten Vorgang bewusst zur Kenntnis nehmen sollen. Im Unterricht kann so zum Beispiel ein Gummibärchen gegessen werden.,
„Wie riecht das Gummibärchen, wie schmeckt es, wie ist seine Konsistenz?“
„Wie läuft meine Kau.- und Schluckbewegung ab?“
Über die Erfahrung zu sprechen vertieft den Effekt.
Achtsamer Dialog
Im Vorfeld sollte klar gestellt werden, dass alles was in der Übung gesagt wird vertraulich ist.
1. Jeder Schüler sucht sich einen Partner. Dabei soll auch schon darauf geachtet werden, welche Gedanken und Gefühle die Schüler vor- und während der Suchphase haben.
2. Wenn alle einen Partner gefunden haben stellt man eine einfach Frage wie zum Beispiel: Wie geht es dir heute?
4. Die Paare sollen jetzt entscheiden wer zuerst spricht. Dabei soll wiederum beobachtet werden, welche Gedanken und Gefühle vorhanden sind.
3. Nun spricht zuerst der eine Schüler 1 Minute lang und der andere hört zu. Dabei geht es darum möglichst eigene Gedanken und Reaktionen auf das Gesagte loszulassen und voll und ganz zuzuhören, was der andere sagt und vielleicht auch was er nicht sagt.
4. Dann wir gewechselt und die Rollen getauscht.
5. Im Anschluss erfolgt ein Austausch: Wie ging es mir mit der Übung? Was war einfach, was war schwierig? War etwas neu für mich?